Ein Mann wandert von Mexiko nach Kanada und inspiriert Millionen von Menschen mit seinen Fotos

Im April 2013 brach Andy Davidhazy auf, den “Pacific Crest Trail” entlang zu wandern – ein 2.660 Meilen (4.280 Kilometer)  langer Wanderweg, der von Mexiko durch die Berge von Kalifornien, Oregon und Washington bis nach Kanada verläuft. Fünf Monate später tauchte er wieder auf, transformiert und – ohne es zu wissen – als Inspiration für viele Menschen auf der Welt.

Nach einer 20-jährigen erfolgreichen Karriere als Creative Director und Designer hatte Andy immer noch eine Liste unerreichter persönlicher Ziele. Einige davon hingen mit seiner Liebe fürs Filmemachen und für Foto-Dokumentationen zusammen und er sehnte sich nach einem Neubeginn. “Ich wollte eine große Herausforderung, um meine Ängste und persönlichen Grenzen auf die Probe zu stellen, die mir im Laufe meines Lebens in die Quere gekommen sind,” sagt er in The Weekly Flickr. “Der ‘Pacific Crest Trail’ hat mich gereizt, da es die schwerste und zugleich leichteste Sache war, die mir in den Sinn kam.” Nach zwei Jahrzehnten in einem Job, in dem der kürzeste Weg zum Ziel stets der beste war, sehnte sich Andy nach einem Ziel bei dem Abkürzungen nicht in Frage kamen. Er sagt: “Es war ganz simpel. Entweder du läufst jeden einzelnen Meter dieses Weges oder eben nicht.”

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Bevor er sich auf den Weg machte, entschied Andy bei jeder Wegmarkierung ein Foto von sich aufzunehmen. Ihm gefiel nicht nur diese neue Idee – seines Wissens gibt es keinen, der dies zuvor gemacht hatte – er hoffte auch, dass ihn dies motivieren würde, weiter zu wandern. Er erklärt: “Hätte ich an einem Punkt eine Abkürzung genommen oder aufgehört, hätte ich und jeder andere das gewusst, weil eine Meile fehlen würde.”

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Nur ein paar Wochen nachdem er den Entschluss gefasst hatte, den PCT zu laufen, stand Andy am 22. April 2013 an der Grenze zu Mexiko. Als er die kalifornische Wüste durchquerte merkte er aber, dass es nicht nur eine körperliche Herausforderung werden würde 2.660 Meilen zu laufen, sondern dass die psychische Anstrengung ein viel größeres Problem für ihn darstellen würde.

“Du begegnest all deinen Ängsten und Unsicherheiten, egal ob es sich dabei um Höhenangst handelt, um die Angst abzustürzen oder die Angst vor Bären und der Wildnis”, berichtet er. Andy beschreibt sich selbst als Kontrollfreak und erklärt: “In der freien Natur zu leben war ein Angriff auf meinen Kontrollzwang. Du hast keine Kontrolle über den Mangel an Wasser oder über das Wetter”.

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Obwohl Andy in den Sommermonaten wanderte, bedeutete schlechtes Wetter mehr als nur die gelegentliche Regenschauer. Mit den ersten Anzeichen von Herbst, kam er Ende September am Snoqualmie Pass in Washington an – gerade mal 250 Meilen von Kanada entfernt – und erlebte eine böse Überraschung. Ein früher und heftiger Schneesturm bedeckte den Wanderpfad mit rund zwei Metern Schnee. Angst und Sorge machten sich breit. “Viele Wanderer wurden daraufhin vermisst. Ich wollte nicht aufgeben, aber ich wollte auch nicht sterben”, erinnert sich Andy.

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Mit diesem unüberwindbaren Hindernis konfrontiert, entschied Andy sich, die letzten 250 Meilen entlang der Straße zu wandern. So entging er dem Schneesturm und kam am 12. Oktober 2013 in British Columbia an. Im Folgejahr kehrte er zurück, um die verbliebenen 250 Meilen des “Pacific Crest Trails” zu wandern und damit auch die letzten 250 Selfies von sich aufzunehmen.

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2015 machte Andy aus der Selfie-Serie ein Zeitraffervideo. “Das erste was Leute bemerken, ist mein Gewichtsverlust”, erzählt Andy über seine erstaunliche körperliche Veränderung, die im kurzen Film besonders deutlich zu sehen ist. “Doch für mich persönlich war der Gewichtsverlust nur ein schöner Nebeneffekt. Ich war da draußen, um eine neues Level an Selbstvertrauen zu bekommen, dass ich auf andere Bereiche in meinem Leben anwenden könnte.”

Am Ende war es nicht nur Andy, der aus diesem Projekt viel Selbstvertrauen zog. Andy postete das Video im Netz und in nur zwei Monaten wurde es rund zwei Millionen Mal gesehen. Diverse Medien erzählten anschließend von Andy Davidhazy – auch in Brazilien, Ungarn, Australien, Neuseeland, der Slowakei und in vielen anderen Ländern.

Andy war sehr überrascht darüber, wie viele Briefe er dann erhielt, in denen Menschen erzählten, wie sehr er sie inspiriert hätte. “Zu sehen, dass aus meiner eigentlich recht eigennützigen Wanderung eine Quelle der Inspiration für andere wurde, war eine Erfahrung mit der ich nicht gerechnet hatte”, sagt er.

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Doch Andy macht es Spaß die Lektion mit anderen zu teilen, die er bei seiner Durchquerung Amerikas gelernt hatte. “Das Leben vergeht schnell dort auf dem Pfad. Du fühlst Schmerz, du wirst entmutigt. Aber du erfährst auch große Euphorie und Schönheit. All dies durchlebst du innerhalb weniger Stunden und das hat mir die Zuversicht gegeben, dass alles besser werden würde, wenn ich nur dranbleibe. Ich würde mir wünschen, dass dieses Projekt Leute in ihrem Selbstbewusstsein stärkt und, dass es ihnen die Gewissheit gibt, dass man alles im Leben erreichen kann, wenn man sich nur vorwärts bewegt”.

Andy verwirklicht gerade seinen nächsten Traum, indem er an einem Film über seine Reise arbeitet. Mehr dazu erfahrt ihr unter lostorfound.org.

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Besucht Andy Davidhazys Fotostream, um mehr seiner Fotos zu sehen.

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Stella Jost

Stella ist Community Managerin für Flickr und verfasst Beiträge für den Flickr Blog. Sie lebt und arbeitet in München.

Stella is a Community Manager for Flickr and an editor on the Flickr Blog. She lives and works in Munich, Germany.