Der Fotograf Devin Allen wuchs in West-Baltimore auf, umgeben von Gewalt, Drogen und Morden. Die Fotografie gab ihm nicht nur die Möglichkeit, die Schönheit seines Viertels wieder zu entdecken, sondern hat auch im buchstäblichen Sinne sein Leben gerettet. Dennoch hätte er nie davon geträumt, dass sein Foto einmal auf dem Cover der Zeitschrift TIME landen würde, um in einer der schwärzesten Stunden Baltimores den Schmerz der Bürger zu zeigen.

Für Devin war Waffengewalt immer Teil der harten Realität. “Ich bin gerade mal 27 Jahre alt, aber habe schon über 20 Freunde beerdigt.” erzählt Devin in The Weekly Flickr. Und obwohl er es seiner Familie zuschreibt, dass sie ihn nicht an die Straße verloren haben, gab es ein besonders tragisches Wochenende, das seinem Leben eine Wendung gab. Im Jahr 2013 wurden Devins beide beste Freunde innerhalb von 24 Stunden erschossen. Wäre er selbst nicht Samstagabend bei einem Fotoshooting gewesen, so wäre er sicherlich bei der zweiten Schießerei zugegegen gewesen, dessen ist sich Devin sicher.

“Gäbe es nicht die Fotografie, läge ich jetzt wahrscheinlich in einem Sarg. Als ich meine Freunde verlor, hat es mich für immer verändert.”

Devin beschloss, dass er keine Verbindung mehr zur Straße haben wollte und so gab er sich voll und ganz seiner neuen Leidenschaft hin – der Fotografie. Er investierte nicht nur jeden Cent in seine Fotoausrüstung, er fing auch einen Job an bei dem er nachts arbeitete, um tagsüber Fotos machen zu können. “Ich habe nicht viel geschlafen, aber so konnte ich wenigstens tagsüber fotografieren” erzählt er stolz.

Am 19. April 2015 erfuhr Devin vom Tod Freddie Grays, der in Poliziegewahrsam starb, per SMS und ahnte sofort, dass es Proteste geben würde. “Ich war völlig aufgewühlt als die Proteste losgingen, da niemand wirklich Baltimore versteht” erinnert er sich. “Die meisten Menschen sehen die Aufstände in Baltimore, aber sie verstehen den Schmerz nicht, der diese Aufstände verursacht hat.”

Devin schnappte seine Kamera sobald die Proteste losgingen. Fest entschlossen unparteiisch an die Sache heran zu gehen, beschloss er sowohl das Gute als auch das Schlechte zu fotografieren. Der Gegensatz war überwältigend. Devin wurde Zeuge brutaler Polizeigewalt aber auch von Beamten, die mit Kindern spielten oder mit den Demonstranten mit marschierten. Er sah wie Demonstranten in Geschäften randalierten und Autos zerstörten.

Aber er war auch überwältigt von der Solidarität innerhalb des Viertels und von den Menschen, die von außerhalb angereist kamen, um beim Aufräumen zu helfen. “Ich sah Menschen – aller Hautfarben – zusammen arbeiten und es war eine wunderschöne Sache. Wenn ich heute meine eigenen Fotos ansehe, kann ich immer noch nicht glauben, dass ich da war und Zeuge von dem ganzen wurde” erzählt Devin.

Während der Aufstände, tweetete Devin viele seiner Fotos gleich nachdem er sie aufgenommen hatte. Ein Foto zeigt ein Aufgebot an Polizisten während im Vordergrund ein junger, schwarzer Demonstrant davon rennt. Obwohl Devin beinahe überrannt worden wäre, gefiel ihm das Foto so gut, dass er es sofort über Twitter teilte. Doch damit, dass das Foto innerhalb weniger Stunden viral gehen und von Tausenden geteilt werden würde, hatte er nicht gerechnet. Als er an diesem Abend nach Hause kam, war er völlig perplex als er sah, dass Berühmtheiten wie Ice Cube, Rihanna und Usher sein Foto geteilt hatten. Das Interesse der Medien war daraufhin groß und gipfelte in einem Anruf der Zeitschrift TIME. Als die Zeitschrift bekannt gab, dass Devins Foto auf dem Cover der Ausgabe vom 11. Mai sein würde, war er überwältigt. “Ich weinte einfach. Ich rief meine Mutter an und schrie” erinnert sich Devin und lacht. “Meine ganze Familie weinte”.

Innerhalb weniger Monate wurden Devins Fotos in zahlreichen Medien veröffentlicht. Er sah wie eine Auswahl seiner Fotos auf 2,5 Meter aufgeblasen und im Reginald F. Lewis Museum in Baltimore ausgestellt wurden (die Ausstellung läuft noch bis Dezember 2015). Anrufe von hochkarätigen Kunden gingen ein. Mit Unterstützung von namhaften Leuten wie Russell Simmons und Michael Skolnik, ist Devin kurz davor das Fotoprojekt für Jugendliche “Inspire Youth” zu starten, das den Kindern seines Viertel eine Chance geben soll mehr über Fotografie zu lernen. “Auf dem Cover von TIME zu sein, hat mein Leben verändert” sagt er. “Es ist unglaublich, denn jetzt kann ich erzählen, dass Träume wirklich Wahr werden können.”

Am Ende des Tages, hofft Devin einen kleinen Beitrag zur Bürgerrechtsbewegung beisteuern zu können. Während ihn die Ähnlichkeit bestürzt, die seine Fotos zu den Fotos der Bürgerrechtsbewegung der 60er Jahre haben, ist er dennoch voller Zuversicht.

“Jetzt haben wir die sozialen Medien, die den Ungehörten Verhör verschafft. Und ich war auch einer von denen, die nicht gehört wurden, aber jetzt hören sie mich.”

Besucht Devins Fotostream, um mehr seiner Bilder zu sehen.

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